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11. Mechanisms of action of weak magnetic fields at the molecular level

For the evaluation of the health relevance of weak magnetic fields, the analysis of a causal relationship between exposure to such fields and physical effects on biomolecules and chemical reactions is of central importance. Because of the high complexity and stochasticity of the underlying biochemical systems and their environments, their long-term dynamics are accessible, if at all, only through elaborate simulations. To what extent is the free energy landscape of proteins in external fields influenced by collective effects or resonance phenomena? Are the effects at weak fields negligible compared with the thermal background at room temperature?

Important non-thermal effects are quantum mechanical in nature such as the spin-magnetic field coupling in the radical pair mechanism. Does this play a role in anthropogenic external fields?

These and similar questions will be analysed with the help of classical molecular dynamics and quantum mechanical methods.

Research projects

11.1. Fachgespräch "Interaction mechanisms of magnetic fields with biological systems - from molecular dynamics simulations to experiment"Show / Hide

Projektleitung: Bundesamt für Strahlenschutz (BfS)
Beginn: 23.05.2022
Ende: 25.05.2022

Hintergrund

Ob schwache Magnetfelder (unterhalb der Grenzwerte) biologische Effekte auslösen, die möglicherweise von gesundheitlicher Relevanz sind, ist nach wie vor ungeklärt, bzw. Thema laufender Forschung. In den letzten Jahrzehnten erschienen sowohl einzelne Studien, die einen derartigen Zusammenhang sehen, als auch solche, die keine Wirkung nachweisen konnten. Ein entscheidender Grund, der die Bewertung der Studienlage erschwert, ist das fehlende Verständnis physikalischer Wirkmechanismen von schwachen Magnetfeldern auf biologische Systeme. ICNIRP listet die Erforschung von physikalischen Wirkmechanismen zu den dringend zu bearbeitenden Wissenslücken (statement on LF knowledge gaps 2020, Health Physics). Das Scientific Committee on Emerging and Newly Identified Health Risks (SCENIHR) weist auf die Bedeutung von Wirkmechanismen schwacher Magnetfelder hin (Potential Health Effects of Exposure to Electromagnetic Fields, European Comission 2015). Mehrere biophysikalische Effekte auf sehr unterschiedlichen Zeit- und Längenskalen werden derzeit untersucht, darunter der Radikalpaar-Mechanismus, die Existenz von magnetischen Partikeln in tierischem und/oder humanem Gewebe und die Reaktion neuronaler Netzwerke auf äußere Felder. Aus Sicht des Strahlenschutzes besteht die Frage, ob Magnetfelder in der Nähe oder unterhalb der Grenzwerte über die oben genannten Wege Wirkungen erzeugen können, unabhängig vom thermischen Rauschen (sog. nicht-thermische Effekte). Die Problemstellung betrifft vorranging niederfrequente Magnetfelder, es sind jedoch prinzipiell alle Frequenzbereiche zu berücksichtigen.

Zielsetzung

Ziel des Fachgesprächs ist es, mit international ausgewiesenen Experten den aktuellen Kenntnisstand der Forschung zu Wirkmechanismen (elektro-)magnetischer Felder auf molekularer Ebene und deren Modellierung zusammenzufassen und offene Forschungsfragen und zukünftige Themenschwerpunkte zu identifizieren.

Durchführung

Unter den Teilnehmern des Fachgesprächs befinden sich 12 Sprecher, darunter Experten aus den Themenfeldern Radikalpaar-Mechanismus, Molekulardynamik Simulation, Magnetitpartikel und Dosimetrie. Themenschwerpunkte sind

  • Molekulardynamik Simulationsmethoden, insbesondere Magnetfelder
  • Radikalpaar-Mechanismus
  • Exposition und Dosimetrie
  • Magnetitpartikel in Geweben

Lesen Sie dazu auch die ausführliche Zusammenfassung des Fachgesprächs Wirkmechanismen elektrischer, magnetischer und elektromagnetischer Felder auf biologische Systeme – Von der Molekulardynamik-Simulation bis zum Experiment

11.2. Molekulardynamik von Proteinfaltung unter Einfluss von externen magnetischen FeldernShow / Hide

Projektleitung: Prof. Dr. Ulrich Kleinekathöfer, Jacobs University Bremen
Beginn: 09.05.2022
Ende: 09.05.2025

Hintergrund

Mögliche gesundheitliche Auswirkungen der Exposition gegenüber niederfrequenten Magnetfeldern (MF) werden seit Jahrzehnten intensiv untersucht. Die IARC bewertete 2002 niederfrequente MF als „möglicherweise krebserregend“ [1]. In einem systematischen Review und Meta-Analyse[2] wurde ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von amyotropher Lateralsklerose (ALS) in beruflich exponierten Bevölkerungsgruppen beobachtet. Das Auftreten von ALS wird mit der Missfaltung bestimmter Proteine, wie dem TAR-DNA Bindungsprotein 43 (TDP-43) oder der Cu/Zn Superoxid-Dismutase (SOD1), in Verbindung gebracht [3]. Weiterhin wurde eine Modifikation der Calmodulin (CaM) Aktivierung durch externe statische MF beobachtet [4]. Diese und weitere Beispiele legen die bisher nicht bestätigte Vermutung nahe, dass äußere MF die Langzeitdynamik von bestimmten Proteinen beeinflussen könnten. Ein Wirkmechanismus, der niederfrequente MF als Ursache für die beobachteten Effekte erklären könnte, kann jedoch aus den oben erwähnten Studien nicht abgeleitet werden. Dazu bedarf es der Identifikation der zugrunde liegenden Feld-Molekül-Wechselwirkungen und darauf aufbauend einer Untersuchung der Zeitentwicklung eines Biopolymers unter dem Einfluss des äußeren Feldes. Aufgrund der enormen Größe von Biopolymeren und deren Umgebung ist dies numerisch nur unter enormem Rechenaufwand möglich. Die Forschung bedient sich hierbei der Molekulardynamik (MD) Simulation: Mithilfe eines numerischen Algorithmus (z.B. velocity Verlet [5]) werden in finiten Zeitintervallen die klassischen Newtonschen Bewegungsgleichungen des Systems unter stochastischem Rauschhintergrund gelöst.

Für den Bereich der elektromagnetischen Felder ist besonders interessant, dass externe Felder durch Modifikation der zugrunde liegenden Kraftfelder mit berücksichtigt werden können. Dies wurde im Bereich elektrischer Felder beispielsweise in [6, 7] ausgeführt.

Im Fall von MF fand die Einbindung in die numerischen Algorithmen erst in den letzten Jahren statt. Man nutzt dabei die Tatsache, dass bewegte geladene Teilchen in einem MF die Lorentzkraft erfahren. Die Implementation in den velocity Verlet code und erste Ergebnisse wurden in [8, 9] erzielt.

Dies eröffnet die vielversprechende Perspektive, Wirkungen von externen MF etwa auf die oben genannten Proteine oder bestimmter Teilproteine zu untersuchen, um Missfaltungen zu identifizieren oder entsprechende Anzeichen in der freien Energie-Landschaft des jeweiligen Vielteilchensystems auszumachen.

Zielsetzung

Ziel des Projektes ist die molekulare Simulation des Einflusses von externen MF auf Proteine und insbesondere deren Faltung. Dabei sollen sowohl biologisch relevante realistische Systeme als auch Modellpeptide untersucht werden. Die Auswertung der erhaltenen Trajektorien im Hinblick auf spezielle physikalische Parameter wie z.B. RMSD-Werte, Gyrationsradien, Ladungs- und Oberflächenverteilungen sowie Dipolmomentspektren soll Aufschluss über die zeitliche Entwicklung der Konformation der beteiligten Systeme geben.

Durchführung

An speziell ausgewählten Proteinstrukturen (einerseits große, biologisch relevante Systeme, andererseits kleine Modellpeptide für Langzeitsimulationen) sollen vollatomistische MD Simulationen mit dem Programm NAMD durchgeführt werden. Zusätzlich zu „freien“ Proteinfaltungssimulationen werden kraftgetriebene MD Simulationen durchgeführt. Die verwendeten Methoden umfassen accelerated molecular dynamics, bias functional- und replica exchange Simulationen. Die numerisch aufwendigen und zeitintensiven Trajektorien-Rechnungen werden auf einem graphisch beschleunigten Rechner durchgeführt. Für jedes System werden mehrere Trajektorien mit und ohne äußerem Feld miteinander verglichen.

Die Auswertung der Simulationen geschieht in einem ersten Schritt durch MD standard-Analysen. Diese umfassen die Untersuchung der Zeitentwicklung der relativen Lage des Systems bezüglich dessen Mittelwert (RMSD-Wert) und der Gyrationsradien, die Untersuchung der hydrophoben/hydrophilen Oberflächen, das Dipolmomentspektrum und der elektrischen Ladungsverteilungen. Durch die Wiederholung der Analysen an mehreren Trajektorien mit und ohne externem Feld ist es das Ziel, Differenzen statistisch signifikant herauszuarbeiten. In einem zweiten Schritt wird schließlich die Relevanz im Hinblick auf den Strahlenschutz bewertet und Schwellenwerte der Feldstärken bestimmt, unter denen Wirkungen auf die oben beschriebenen physikalischen Parameter im Rahmen der durchgeführten Simulationen ausgeschlossen werden können.

Referenzen

1 International Agency for Research on Cancer, 2002. Non-ionizing radiation (Vol. 80). World Health Organization.

2 Huss, A., Peters, S. and Vermeulen, R., 2018. Occupational exposure to extremely low‐frequency magnetic fields and the risk of ALS: A systematic review and meta‐analysis. Bioelectromagnetics, 39(2), pp.Lit 2 156-163.

3 McAlary, L., Plotkin, S.S., Yerbury, J.J. and Cashman, N., 2019. Prion-like propagation of protein misfolding and aggregation in amyotrophic lateral sclerosis. Frontiers in molecular neuroscience, 12, p.262.

4 Liboff, A.R., Cherng, S., Jenrow, K.A. and Bull, A., 2003. Calmodulin‐dependent cyclic nucleotide phosphodiesterase activity is altered by 20 μT magnetostatic fields. Bioelectromagnetics: Journal of the Bioelectromagnetics Society, The Society for Physical Regulation in Biology and Medicine, The European Bioelectromagnetics Association, 24(1), pp.32-38.

5 Allen, M.P., 2004. Introduction to molecular dynamics simulation. Computational soft matter: from synthetic polymers to proteins, 23(1), pp.1-28.

6 della Valle, E., Marracino, P., Pakhomova, O., Liberti, M. and Apollonio, F., 2019. Nanosecond pulsed electric signals can affect electrostatic environment of proteins below the threshold of conformational effects: The case study of SOD1 with a molecular simulation study. PloS one, 14(8), p.e0221685.

7 Marracino, P., Havelka, D., Průša, J., Liberti, M., Tuszynski, J., Ayoub, A.T., Apollonio, F. and Cifra, M., 2019. Tubulin response to intense nanosecond-scale electric field in molecular dynamics simulation. Scientific reports, 9(1), pp.1-14.

8 della Valle, E., Marracino, P., Setti, S., Cadossi, R., Liberti, M. and Apollonio, F., 2017, August. Magnetic molecular dynamics simulations with Velocity Verlet algorithm. In 2017 XXXIInd General Assembly and Scientific Symposium of the International Union of Radio Science (URSI GASS) (pp. 1-4). IEEE.

9 della Valle, E., Marracino, P., Setti, S., Cadossi, R., Liberti, M. and Apollonio, F., 2018, May. Magnetic molecular dynamics simulations of A2A receptor in solution. In 2018 2nd URSI Atlantic Radio Science Meeting (AT-RASC) (pp. 1-3). IEEE.

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