Aktionsschwellen für bedeutsame Vorkommnisse bei der Anwendung offener radioaktiver Stoffe am Menschen zu Untersuchungszwecken

Der Strahlenschutzverantwortliche einer Klinik oder Praxis hat dafür zu sorgen, dass Ursachen und Auswirkungen eines Vorkommnisses bei der Anwendung offener radioaktiver Stoffe oder ionisierender Strahlung am Menschen systematisch untersucht werden (§ 109 Abs. 1 StrlSchV). Die Ergebnisse sowie die getroffenen Maßnahmen zur Behebung der Auswirkungen und zur zukünftigen Vermeidung vergleichbarer Vorkommnisse sind aufzuzeichnen (§ 109 Abs. 2 StrlSchV). Handelt es sich um ein bedeutsames Vorkommnis, so ist der Eintritt unverzüglich der zuständigen Aufsichtsbehörde zu melden (§ 108 StrlSchV). Anwendungsspezifische Meldekriterien sind in Anlage 14 der StrlSchV festgelegt.

Für Untersuchungen am Menschen mit offenen radioaktiven Stoffen gelten die in Anlage 14 Abschnitt I StrlSchV genannten Kriterien. Gemäß Nummer 2 Buchstabe a dieses Abschnitts stellt u.a. "jede durch radioaktive Stoffe verursachte Überschreitung der vorgesehenen effektiven Dosis um mehr als 20 mSv oder einer Organdosis um mehr als 100 mSv bei einer einzelnen Untersuchung" ein bedeutsames Vorkommnis dar. Weiter heißt es: "Zur Überprüfung der Einhaltung dieser Werte kann der Strahlenschutzverantwortliche die vom BfS veröffentlichten Aktionsschwellen für Aktivitäten in MBq heranziehen."

Für die häufigsten zu Untersuchungszwecken verwendeten Radiopharmaka, für die diagnostische Referenzwerte vorliegen, sind die zu verwendenden Aktionsschwellen in Tabelle 1 zusammengestellt. Sie wurden mit Hilfe der angegebenen Dosiskoeffizienten für die effektive Dosis e [mSv/MBq] bzw. die limitierende Organdosis h_T [mGy/MBq] abgeschätzt. Für die übliche, klinisch indizierte Aktivität wurde konservativ der jeweilige diagnostische Referenzwert verwendet. Wenn der diagnostische Referenzwert gewichtsadaptiert definiert ist, wird die entsprechende Aktionsschwelle ebenfalls in MBq/kg angegeben. In der Tabelle 1 wird auch angegeben, ob der limitierende Faktor die effektive Dosis oder eine Organdosis ist.

Für weitere häufig verwendeten Radiopharmaka, für die keine diagnostischen Referenzwerte festgelegt sind, wird in der Tabelle 2 anstatt der Aktionsschwelle die zusätzliche Aktivität A_zus angegeben, die der typisch verabreichten Aktivität A aufzusummieren ist, um einen lokalen Aktionsschwellenwert festzulegen. A_zus ist gleich der zusätzlichen Aktivität A_zus(E), die eine Überschreitung der effektiven Dosis E um 20 mSv bzw. der zusätzlichen Aktivität A_zus(H_T), die eine Überschreitung der Organdosis H_T für das am meisten exponierte Organ um 100 mGy verursachen würde, je nachdem, welcher Wert der kleinste ist.

Die Tabellen mit den Aktionsschwellen können zum Ausdruck heruntergeladen werden.

Ein besonderer Fall ist eine Szintigraphie der Schilddrüse mithilfe des Radiopharmakons ¹²³I-Iodid, weil die limitierende Dosis (absorbierte Organdosis für die Schilddrüse), und folglich A_zus, stark von der Aufnahme in der Schilddrüse abhängig sind. Zusätzlich unterscheiden sich leicht die absorbierten Schilddrüsendosen je nach dem ob die Verabreichung des ¹²³I-Iodids oral oder intravenös erfolgt.

In der Tabelle 3 sind die Richtwerte der A_zus aufgelistet. Wenn ein Verdacht auf das Auftreten eines bedeutsamen Vorkommnisses besteht, wird empfohlen, individuell erhobene Daten zur Aufnahme von ¹²³I-Iodid in der Schilddrüse für die Dosimetrie zu verwenden.