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Deutsches Mobilfunkforschungsprogramm (DMF)

  • Das Deutsche Mobilfunkforschungsprogramm (DMF) war ein durch das Bundesumweltministerium (BMU) und das Bundesamt für Strahlenschutz initiiertes Forschungsprogramm, das in den Jahren 2002 bis 2008 durchgeführt wurde.
  • Ziel war, die vorhandenen wissenschaftlichen Unsicherheiten zu reduzieren, drängende, in der Wissenschaft und in der Öffentlichkeit diskutierte Fragen zu klären und damit zur sachlichen Aufklärung der Bevölkerung beizutragen.
  • Das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm sowie ergänzende Folgestudien konnten Kenntnislücken zu tatsächlichen Expositionen und möglichen Gesundheitsrisiken der Mobilfunktechnologie schließen und haben somit zu einer deutlichen Verringerung der zu Beginn des Programms vorliegenden wissenschaftlichen Unsicherheiten geführt.

Worum geht es?

Das Deutsche Mobilfunkforschungsprogramm (DMF) war ein durch das Bundesumweltministerium (BMU) und das Bundesamt für Strahlenschutz initiiertes Forschungsprogramm, das in den Jahren 2002 bis 2008 durchgeführt wurde. Das DMF wurde zu gleichen Teilen vom BMU und den Mobilfunkbetreibern mit insgesamt 17 Millionen Euro gefördert. Trotz der anteiligen Finanzierung hatten die Mobilfunkbetreiber kein Mitspracherecht bei der Auswahl der Forschungsprojekte oder bei der Auswertung der Forschungsergebnisse. Das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm wurde ausschließlich durch das BfS koordiniert und umgesetzt. Es umfasste insgesamt 54 Forschungsvorhaben aus den Bereichen "Biologie", "Dosimetrie", "Epidemiologie" und "Risikokommunikation". In den Jahren 2008 und 2012 wurde die freiwillige Selbstverpflichtung der Mobilfunknetzbetreiber jeweils erneuert und um weitere finanzielle Mittel ergänzt. Dadurch konnten weitere Projekte als Ergänzung bzw. Erweiterung des DMF durchgeführt werden.

Welche Ziele hatte das DMF?

Das DMF hatte zum Ziel, die vorhandenen wissenschaftlichen Unsicherheiten zu reduzieren, drängende, in der Wissenschaft und in der Öffentlichkeit diskutierte Fragen zu klären, und damit zur sachlichen Aufklärung der Bevölkerung beizutragen. Dies bezog sich auf die Durchführung des Programms, auf die angewandten Vergabeverfahren für die Forschungsprojekte, auf den Verlauf der einzelnen Studien und auf deren Bewertung. Besonders wichtig war die Wiederholung von Studien, die Hinweise auf biologische Effekte ergeben hatten. Diesen und weiteren Studien zur Klärung der offenen Fragen wurden mit hohen Qualitätsansprüchen und streng definierten sowie gut dokumentierten Expositionsbedingungen nachgegangen, um einen Vergleich und eine Bewertung der Studienergebnisse zu gewährleisten. Ein weiterer Schwerpunkt war die interdisziplinäre Zusammenarbeit unterschiedlichster Fachdisziplinen. Dabei wurde der untersuchte Frequenzbereich bewusst breit gefasst und ging zum Teil über den damals vor allem genutzten GSM und UMTS-Frequenzbereich hinaus, um möglichst auch Aussagen für zukünftige Entwicklungen zuzulassen.

Welche Ergebnisse lieferten das DMF und ergänzende Folgestudien?

Die Projekte im Bereich Dosimetrie zeigten, dass die Exposition im Alltag erheblichen zeitlichen und räumlichen Schwankungen unterliegt. Es wurde eine ständige Zunahme der Exposition der Bevölkerung gegenüber den untersuchten Mobilfunkfrequenzen festgestellt, diese lag jedoch im Mittel nach wie vor viele Größenordnungen unterhalb der Grenzwerte. Nur bei Nutzung körpernaher Quellen wie z. B. Mobiltelefonen, wurden Werte nahe des Grenzwertes erreicht.

Die an Zellkulturen durchgeführten Studien lieferten insgesamt keine Hinweise auf unentdeckte Wirkungsmechanismen im "athermischen" Bereich unterhalb der Grenzwerte. Dies deckte sich mit Ergebnissen zu akuten Wirkungen an Versuchspersonen. Hier zeigte sich in experimentellen Studien keine Beeinträchtigung des Schlafes, der kognitiven Leistungsfähigkeit, des Gedächtnis oder der Verarbeitung von visuellen oder akustischen Reizen. Auch in epidemiologischen Studien konnte kein Zusammenhang zwischen den gemessenen Feldern von Basisstationen und Schlafstörungen, Kopfschmerzen, gesundheitlichen Beschwerden allgemein sowie psychischer oder körperlicher Lebensqualität nachgewiesen werden. Dies gilt auch für elektrosensible Personen, bei denen ein Zusammenhang von tatsächlicher Feldexposition und einer Vielzahl von Symptomen nicht bestätigt werden konnte.

Um mögliche Langzeitwirkungen wiederholter oder chronischer Exposition zu untersuchen, wurden tierexperimentelle Mehrgenerationsstudien durchgeführt, die keine Hinweise auf negative Einflüsse von Mobilfunkfeldern – weder GSM noch UMTS – lieferten. Untersucht wurde eine Vielzahl von Endpunkten, u.a. die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke, verschiedene Krebserkrankungen, Tinnitus, Lernen und Gedächtnis, Stressantwort und Immunparameter, Fortpflanzung und Entwicklung.

Auch epidemiologische Studien konnten für Mobilfunknutzer zumindest bis zu einer Nutzungsdauer von zehn Jahren kein erhöhtes Risiko für eine Hirn- oder Augentumorerkrankung finden. Es zeigte sich auch kein Zusammenhang zwischen der berechneten Feldstärke um vergleichsweise leistungsstarke Radio- und Fernsehsender und einem erhöhten Risiko für Kinderleukämie.

Das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm sowie ergänzende Folgestudien konnten Kenntnislücken zu tatsächlichen Expositionen und möglichen Gesundheitsrisiken der Mobilfunktechnologie schließen und haben somit zu einer deutlichen Verringerung der zu Beginn des Programms vorliegenden wissenschaftlichen Unsicherheiten geführt. Auf einige Fragen konnte das Programm aber keine abschließenden Antworten geben. Dazu gehören mögliche Gesundheitsrisiken bei Mobiltelefonnutzung länger als zehn Jahre und die Frage, ob eine Langzeitexposition bei Kindern – sei es aufgrund altersabhängiger Unterschiede oder aufgrund der längeren Lebenszeitexposition – ein höheres gesundheitliches Risiko mit sich bringt als für Erwachsene.

Die Ergebnisse des DMF wurden in Fachgesprächen mit anerkannten Wissenschaftler*innen und unter internationaler Beteiligung diskutiert und ausgewertet. Die Bewertung der Ergebnisse des DMF durch das BfS und durch die Strahlenschutzkommission (SSK) wurden der Öffentlichkeit im Juni 2008 vorgestellt.

Die Abschlussberichte des DMF sowie der ergänzenden Folgestudien können im Digitalen Online Repositorium und Informationssystem (DORIS) des BfS eingesehen werden.

Stand: 07.12.2022

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