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Fachgespräch EMF-Monitoring

München, 25. und 26. November 2021

  • Beim Monitoring elektromagnetischer Felder existieren unterschiedliche Konzepte, die für die Nutzung durch das KEMF unterschiedlich geeignet sind.
  • Das BfS hat den Menschen im Fokus, damit sind Expositionen hier besonders relevant.
  • Messungen mit Personenexposimetern haben zwar gewichtige Einschränkungen, sind aber vielfach wertvoll für den Erkenntnisgewinn und die Kommunikation.

Im Rahmen der Gründung des "Kompetenzzentrums Elektromagnetische Felder (KEMF)" wurde ein verstärktes EMF-Monitoring beschlossen. Diese kontinuierliche Beobachtung soll die bisherigen Aktivitäten des BfS im Bereich Exposition der Bevölkerung gegenüber elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern, etwa die Verfolgung wissenschaftlicher Publikationen und die Vergabe von Forschungsvorhaben, erweitern. Es soll aber keine Konkurrenz zu bereits in Deutschland bestehenden Monitoring-Aktivitäten geschaffen, sondern diese sollen sinnvoll ergänzt werden.

Das Fachgespräch diente der allgemeinen Diskussion zu diesem Thema sowie dem Erfahrungsaustausch in Bezug auf nationale und internationale Monitoringkonzepte und -aktivitäten. Dazu gab es verschiedene Vorträge. Die auf dieser Basis gesammelten Erkenntnisse sollen genutzt werden, um zu ermitteln und zu begutachten, welche Konzepte und Ansätze für das KEMF brauchbar sind und sich mit den zur Verfügung stehenden Mitteln umsetzen lassen.

Inhalte des Fachgesprächs

Im Einführungsvortrag legte Gregor Dürrenberger (Schweiz) dar, dass vor Ausarbeitung eines detaillierten Konzeptes das Ziel eines EMF-Monitorings definiert werden sollte:

  • Ein EMF-Monitoring kann als Kontrollsystem genutzt werden.
  • Es kann dem Gewinn wissenschaftlicher Erkenntnisse dienen.
  • Es kann ein Mittel der wissenschaftlichen und/oder politischen (Risiko-)Kommunikation sein.

Des Weiteren wurden unterschiedliche Monitoringansätze, - wie Emissions-, Immissions- und Expositionsmonitoring -, erläutert. Dabei ging es etwa um einschließlich deren Vor- und Nachteile sowie erläutert und in den um den Kontext in verschiedenenr gesellschaftspolitischenr Narrativen. gesetzt.

Vorstellung der Ansätze bereits bestehender EMF-Monitoring-Aktivitäten

Immissionsmonitoring - Bundesnetzagentur und Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU)

Die im Fachgespräch vorgestellten in Deutschland betriebenen Monitoringansätze der Bundesnetzagentur und des LfU Bayern sind jeweils reines Immissionsmonitoring. Dabei wird entweder die Summe ausgewählter EMF-Einwirkungen an einem Messpunkt über längere Zeit aufgezeichnet oder es werden Kurzzeit-Immissionsmessungen vieler Messpunkte zusammengefasst und diese Untersuchungen werden in verschiedenen Messreihen wiederholt.

Diese Ansätze sind mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden und für die Ziele und Aufgaben des BfS/KEMF nur zum Teil geeignet. Einerseits hat das BfS den Menschen bzw. die gesundheitlichen Wirkungen im Blick. Daher sind nicht Immissionen an bestimmten Messpunkten relevant, sondern die Exposition, d.h. alle EMF-Einwirkungen auf Personen. Des Weiteren sind zusammengefasste, abstrakte Immissionsmessungen für Laien schwer verständlich und lassen sich schlecht einordnen bzw. bewerten.

Messansätze im Hochfrequenzbereich

Erfassung von Immissionsbeiträgen ortsfester Funkanlagen

Der Vortrag von Christian Bornkessel (TU Ilmenau) beleuchtete und bewertete verschiedene Messansätze im Hochfrequenzbereich. Dabei ging Herr Bornkessel auf verschiedene Probleme ein wie klein- und großskalige örtliche Feldvariationen und zeitliche Schwankungen von Feldstärken. Weiterhin erläutert er, durch welche Ansätze diese Probleme minimiert oder behoben werden können.

Als Idee ergab sich ein Messansatz als Kombination der Momentanwert-Messungen auf einem Punktgitter mit exemplarischen Maximalwert-Messungen bzw. die Hochrechnung auf die maximale Anlagenauslastung. Dadurch lassen sich typische Unterschiede zwischen minimaler momentaner sowie maximaler Immission von Mobilfunkanlagen erfassen. Durch sogenannte codeselektive Messungen können Aussagen zu verschiedenen Mobilfunkgenerationen getroffen werden.

Der Ansatz beschränkt sich auf die Erfassung von Immissionsbeiträgen ortsfester Funkanlagen und liefert einen Proxy für mögliche Expositionsbeiträge solcher Anlagen.

Kontextbezogene Expositionsmessungen

Ein deutlich anderes Konzept für die Schweiz stellte Sebastian Egger (Bundesamt für Umwelt/BAFU) mit „Kontextbezogenen Expositionsmessungen“ vor. Dabei werden Messungen auf definierten Routen von 1 – 1,5 km Länge mittels Personenexposimetern durchgeführt.

Hierbei werden tatsächliche Beiträge, wie hoch Menschen in typischen und alltäglichen Aufenthaltsszenarien Strahlung ausgesetzt sind (Stadtzentrum, zentrale und ländliche Wohngebiete, Industrie, Natur- und Freizeitgebiet etc.), erfasst. Durch regelmäßige Wiederholungen der Routenmessungen lassen sich zeitliche Veränderungen der Beiträge erkennen. Ergänzt wird dieses Konzept durch Spotmessungen in Wohnungen und Langzeitmessungen, wobei ebenfalls Personenexposimeter zum Einsatz kommen.

Eignung

Dieses Konzept eignet sich einerseits zu Kommunikationszwecken, da Messwerte an bestimmten repräsentativen Orten oder in realen, nachvollziehbaren Situationen erfasst werden. Zudem lassen sich mit diesem Ansatz Erkenntnisse über zeitliche Expositionsänderungen gewinnen.

Nachteilig sind die Messunsicherheiten von Personenexposimetern. Es ist zudem bekannt, dass die größten Expositionsbeiträge durch nahe am Körper betriebene (in der Regel eigene) Geräte verursacht werden, die mit Personenexposimetern nicht angemessen erfasst werden können.

Messaktivitäten in Deutschland und anderen europäischen Ländern

In ergänzenden Vorträgen wurden weitere Messaktivitäten in Deutschland und anderen europäischen Ländern dargestellt. Dazu gehören

  • Messungen beim Aufbau eines 5G-Testfeldes in Sachsen,
  • ein Immissionsmonitoring bei Funkanlagen in Frankreich,
  • ein EMF-Emissions-Monitoring im HF-Bereich in Serbien sowie
  • Messungen mittels tragbarer Messgeräte in den Niederlanden.

Zusätzlich behandelte Themen waren ein EMF-Hochfrequenz-Monitoring mittels Smartphones durch Sascha Schießl von der RWTH Aachen und die Anwendung computerbasierter Simulationen und Modellrechnungen für EMF-Monitorings durch Gernot Schmid von Seibersdorf Laboratories.

Fazit

Aus Sicht des Strahlenschutzes ist die Exposition von Menschen gegenüber elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern relevant. Das Fachgespräch hat gezeigt, dass ein systematisches, flächendeckendes und repräsentatives EMF-Expositionsmonitoring aufgrund des hohen zeitlichen und personellen Aufwands sowie technischer Einschränkungen nicht zu erreichen ist.

Die zentrale Frage, die vor Erstellung eines Konzeptes beantwortet werden muss, lautet also, welchem Zweck ein EMF-Monitoring dienen soll. Für ein Monitoring als Mittel der wissenschaftlichen Kommunikation ist die Definition des Kommunikationsbedarfs und der Kommunikationsstrategie ent-scheidend. Beim Zweck des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns hat das BfS den Menschen bzw. gesundheitliche Fragen im Fokus, damit sind Expositionen und nicht Immissionen relevant. Umfassende Immissionsmonitorings verfehlen dabei den Zweck auf Expositionsseite, lassen aber qualitativ den Schluss zu, dass der Expositionsbeitrag durch Anlagen klein ist.

Es gibt kein allgemein anerkanntes Konzept, insbesondere im Hochfrequenzbereich, um quantitativ auf die Exposition zu schließen. Allerdings können Immissionsmessungen für die (Risiko-)Kommunikation hilfreich sein, und punktuelle Messungen sind wichtig bei der Bewertung neuer Technologien. Mittels Personenexposimetern kann das Ausgesetztsein von Menschen erfasst werden, wobei es nicht möglich ist, die Beiträge von körpernah betriebenen Endgeräten angemessen zu erfassen. Trotz dieser Einschränkung sind Messungen mit Personenexposimetern in Referenzszenarien und auf Messrouten wertvoll für den Erkenntnisgewinn und die Kommunikation, und die Wiederholung dieser Messungen kann Zeittrends erkennen lassen.

Stand: 31.01.2024

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