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Sind Jäger*innen durch ihre Ernährung Cs-137 besonders ausgesetzt?

Projektleitung: Oliver Meisenberg
Beginn: 01.07.2018
Ende: 31.07.2021
Finanzierung: Eigenmittel

Wildschwein auf Nahrungssuche Wildschwein

Auch heute noch, Jahrzehnte nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, sind in einigen Regionen Deutschlands Lebensmittel wie Wildbret, Waldpilze oder -beeren mit radioaktivem Cäsium-137 belastet.

Zielsetzung

Eine Untersuchung des BfS sollte klären, ob bei Personen, die solche Lebensmittel tendenziell häufiger essen als die Allgemeinbevölkerung, eine erhöhte Strahlenbelastung durch Cäsium-137 nachweisbar und auf verschiedene Ernährungsgewohnheiten zurückzuführen ist.

Methodik und Durchführung

An den Messungen nahmen 51 Jäger*innen und 7 nichtjagende Familienangehörige teil, überwiegend aus Bayern. Jede Person wurde einmal gemessen. Mit einem Fragebogen wurden Ernährungsgewohnheiten erfasst, insbesondere der Verzehr von Wildschweinfleisch und Wildpilzen. 47 Probanden (81 %) gaben an, Wildschweinfleisch regelmäßig zu verzehren. Durchschnittlich aßen die Probanden 41 Wildschweinfleisch-Mahlzeiten pro Jahr, im Vergleich zu 5,5 Mahlzeiten jeglicher Wildart pro Jahr und Person der deutschen Bevölkerung.

Nur drei Probanden gaben an, von der Erlaubnis Gebrauch zu machen, dass Jäger*innen auch Wildfleisch essen dürfen, deren spezifische Cs-137-Aktivität oberhalb der gesetzlichen Handelsgrenze liegt. 35 Teilnehmende (60 %) gaben an, oft Pilze zu sammeln. Die Messdaten wurden anschließend mit den Ergebnissen aus 1.729 Messungen an Personen aus der bayerischen Durchschnittsbevölkerung, die im Studienzeitraum durchgeführt wurden, verglichen.
Alle Messungen wurden am Ganzkörperzähler des Bundesamtes für Strahlenschutz am Standort Neuherberg in Bayern durchgeführt und dauerten 20 Minuten.

Ergebnisse

Die Messungen im Ganzkörperzähler bestätigten die Ausgangsvermutung der Wissenschaftler, dass bei Jäger*innen mehr Cäsium-137 nachgewiesen werden kann als bei der Durchschnittsbevölkerung.
Bei 81 Prozent der Teilnehmenden lag ein Ergebnis oberhalb der Erkennungsgrenze für Cäsium-137 vor. In der Durchschnittsbevölkerung ist nur bei einem Viertel Cäsium-137 nachweisbar.

Vor allem bei denjenigen Jägern*innen traten höhere Aktivitäten auf, die angaben, zusätzlich selbst Wildpilze zu sammeln und zu verzehren. Neben dem Konsum von Wildfleisch ist also der Verzehr von Pilzen ausschlaggebend für die festgestellten Cäsium-Aktivitäten. Aus den regelmäßigen Pilz-Untersuchungen des BfS ist bekannt, dass vor allem im Bayerischen Wald oder am Alpenrand beispielsweise Semmelstoppelpilze, Maronenröhrlinge oder Gelbstielige Trompetenpfifferlinge erhöhte Cäsium-Werte aufweisen können.

Jäger*innen aus Gebieten, die von dem radioaktiven Niederschlag nach dem Unfall von Tschernobyl nur wenig betroffen waren, die keine Pilze oder selten Schwarzwild essen, hatten erwartungsgemäß weniger Cäsium-137 im Körper.

Einschätzung

Die in der Studie gemessenen Werte geben keinen Anlass zur Sorge. Ausschlaggebend für das gesundheitliche Risiko ist die aus der gemessenen Aktivität berechnete Strahlendosis. Für den in der Studie gemessenen Spitzenwert von 1.050 Becquerel ergibt sich eine jährliche Strahlendosis von 35 Mikrosievert.

Zum Vergleich: Der durchschnittliche Wert der jährlichen Strahlendosis, die Menschen in Deutschland aus natürlichen Quellen wie Radioaktivität im Erdboden oder in der Luft erhalten, beträgt etwa 2.100 Mikrosievert, also das Fünfzigfache.

Stand: 17.04.2023

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