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Bienen

Die erste Studie zu einem möglichen Einfluss hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf die Orientierung von Bienen stammt bereits aus den achtziger Jahren[1]. Es wurden 6000 einzelne Bienen markiert. Diese wurden dann exponiert oder scheinexponiert und ihr Orientierungsverhalten wurde beobachtet. Es konnte kein signifikanter Einfluss der Exposition auf die Orientierung von Bienen festgestellt werden, aus beiden Gruppen kehrten jeweils ca. 80 % zurück.

Untersuchungen an der Universität Koblenz

An der Universität Koblenz wurde das Rückkehrverhalten von Bienen unter dem Einfluss hochfrequenter elektromagnetischer Felder in einer Pilotstudie (2005) und einer Folgestudie (2006) untersucht. Zur Exposition diente eine unter dem Bienenstock angebrachte DECT-Basisstation. Dies ist eine unrealistische Situation, aus der direkte Schlüsse über Auswirkungen von Mobilfunk-Basisstationen nicht gezogen werden können.

Die Pilotstudie zeigte bei den exponierten Bienen einen signifikant höheren Verlust an zurückkehrenden Tieren als bei den nicht exponierten Bienen. In der Folgestudie[2] wurde die Zahl der Bienenstöcke erhöht, die in der Pilotstudie gefundene Tendenz wurde zwar bestätigt, die Ergebnisse waren aber nicht signifikant. Es kehrten etwa 60 % der nicht exponierten und 50 % der exponierten Bienen zurück. Auf eine drastische Störung der Orientierung von Bienen durch hochfrequente elektromagnetische Felder kann aus diesen Studien nicht geschlossen werden.

Wirkungen auf Bienenköniginnen

An der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Stuttgart-Hohenheim wurde die Wirkung einer Handy-Exposition auf die Entwicklung von Bienenköniginnen untersucht. Die Larvalentwicklung blieb unbeeinflusst, die Sterblichkeit der Puppen war aber erhöht. Die geschlüpften Bienenköniginnen hatten einen normalen Paarungserfolg und ihre Fähigkeit, gesunde Kolonien zu gründen, war nicht beeinflusst [3].

Untersuchungen in der Schweiz

Ebenfalls eine Exposition mit einem Mobiltelefon wählte ein Schweizer Wissenschaftler in seiner Pilotstudie [4]. Er exponierte Bienenstöcke mit Mobiltelefonen, die entweder miteinander hörbar kommunizierten, im standby-Modus oder ausgeschaltet waren. Ausschließlich im Sprechmodus reagierten die Bienen mit Pieptönen, wie zum Beispiel vor dem Ausschwärmen oder bei Störungen. Der Autor führt die Reaktion auf hochfrequente elektromagnetische Felder zurück und wertet sie als eine erhebliche Störung.

In einer Folgestudie[5] vom selben Autor wurde zur Exposition eine Anlage verwendet, die vorhandene elektromagnetische Felder von Basisstationen verstärkt hat, um damit Bienenstöcke zu befelden. Ziel war es, diese Methode anderen Wissenschaftlern für Wiederholungsversuche vorzuschlagen. Untersucht wurden als Beispiel fünf Bienenstöcke mit ähnlichen Ergebnissen wie in der Pilotstudie.

Beide Studien weisen erhebliche methodische Mängel auf und ermöglichen keine belastbaren Aussagen.

Freilandstudie in Griechenland

Auf den griechischen Inseln wurde die einzige Freilandstudie[6] zum Vorkommen von Bienen und anderen Bestäubern durchgeführt. In unterschiedlichen Entfernungen von Basisstationen wurde die Feldstärke gemessen und das Vorkommen von Blumen und deren Bestäubern (Bienen, Wespen, Fliegen) bestimmt. Der Zusammenhang war komplex, einige Arten nahmen mit steigender Feldstärke signifikant zu, andere ab. Die Anzahl der Bienen stieg im Allgemeinen mit der Feldstärke an, allerdings betraf diese Beobachtung vor allem Arten, die ihre Nester unterirdisch bauen und dort vor elektromagnetischen Feldern geschützt sind. Die Anzahl der Wespen und Schwebfliegen sank mit der Feldstärke, die Anzahl der Hummelfliegen stieg an. Die Artenvielfalt änderte sich nicht. Ob die beobachteten Zusammenhänge kausal sind, bleibt offen. Eine allgemeine schädliche Auswirkung elektromagnetischer Felder auf Bienen oder andere Insekten kann aus diesen Ergebnissen nicht abgeleitet werden.

Energieabsorption bei hohen Frequenzen

Ähnlich wie bei anderen Insekten steigt die Energieabsorption bei Bienen mit steigender Frequenz und sinkender Wellenlänge der hochfrequenten Felder infolge von Resonanzeffekten. Berechnungen an unterschiedlichen Bienenarten für den Frequenzbereich 0,6 – 120 GHz haben gezeigt, dass es vor allem oberhalb von 3 GHz einen starken Anstieg der Energieabsorption gibt. Oberhalb von 6 - 12GHz bleibt sie dann auf erhöhtem Niveau, steigt aber nicht weiter. Bei einer realistischen Exposition mit einer elektrischen Feldstärke von 1 V/m wird die Leistung von einigen Nanowatt absorbiert. Der thermische Bereich wird nicht erreicht [7].

Ursachen des Bienensterbens

Insgesamt ist davon auszugehen, dass das in der letzten Zeit in den Schlagzeilen oft erwähnte Bienensterben mit vielen Einflussfaktoren zu tun hat. Hier sind Krankheiten, Parasiten wie die bekannte Varroa Milbe, und auch Pestizide, die das Nervensystem von Insekten schädigen, zu nennen. Elektromagnetische Felder von Basisstationen spielen dagegen beim Bienensterben keine Rolle. In Großstädten, die besonders gut mit Mobilfunk versorgt sind, breiten sich Bienen zunehmend aus und gedeihen besser als in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten.

Literatur

[1] Gary NE, Westerdahl BB (1981) Flight, orientation, and homing abilities of honeybees following exposure to 2.45-GHz CW microwaves. Bioelectromagnetics 28(1): 71 – 75.

[2] Kimmel S, Kuhn J, Harst W, Stever H. Electromagnetic radiation: Influences on honeybees (Apis mellifera). IIAS - InterSymp Conference, Baden-Baden; 2007.

[3] Odemer R, Odemer F (2019). Effects of radiofrequency electromagnetic radiation (RF-EMF) on honey bee queen development and mating success. Sci Total Environ 661: 553-562.

[4] Favre D (2011) Mobile phone-induced honeybee worker piping. Apidologie 4(3): 270 - 279.

[5] Favre D (2017). Disturbing Honeybees’ Behavior with Electromagnetic Waves: a Methodology. Journal of Behavior 2(2).

[6] Lázaro A, Chroni A, Tscheulin T, Devalez J, Matsoukas C, Petanidou T (2016). Electromagnetic radiation of mobile telecommunication antennas affects the abundance and composition of wild pollinators. Journal of Insect Conservation 20(2): 315-324.

[7] Thielens, A, Greco, MK, Verloock, L, Martens, L, Joseph, W (2020). Radio-frequency electromagnetic field exposure of western honey bees. Sci Rep 10(1): 461.

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