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8.3. Untersuchung zur Wirkung von Vor-Ort-Expositionsmessungen auf die Risikowahrnehmung sowie die Glaubwürdigkeit von und das Vertrauen in Landesbehörden und Netzbetreiber

8.3.a Überprüfung von Darstellungsformaten für Messergebnisse niederfrequenter Felder und deren Bedeutung für die Risikokommunikation

Projektleitung: Karlsruher Institut für Technologie
Beginn: 01.12.2018
Ende: 31.10.2019

Hintergrund

Aufgrund der mangelnden Sichtbarkeit elektrischer und magnetischer Felder von Hochspannungsleitungen sind Laien auf die Aussagen und Berechnungen von Experten oder aber auf Messungen angewiesen, um die Höhe der Exposition im Alltag einschätzen zu können. Die Exposition kann mit Hilfe von speziellen Messgeräten ermittelt werden. Berichten aus der Praxis zufolge wirkt sich die Kommunikation von Messergebnissen positiv auf Kommunikationsprozesse aus. Eine Messung der Stärke des Feldes vor Ort scheint demnach gegenüber der Kommunikation von auf Kalkulation beruhenden Feldstärken Vorteile mit sich zu bringen. Wie genau eine Kommunikation solcher Messungen und Messergebnisse erfolgen sollte, ist jedoch unklar.

Zielsetzung

Ziel dieses Vorhabens war es, empirisch zu untersuchen, welche Effekte verschiedene kommunikative Darstellungen der Messung von Feldstärken, die in der Nähe von Hochspannungsleitungen auftreten, auf Rezipienten haben. Im Vorhaben wurden die folgenden Fragen untersucht:

Frage A: Mit welchen Darstellungsformaten sollte bei der Vor-Ort-Messung und der Kommunikation der Messergebnisse gearbeitet werden?

Nach umfangreicher Recherche zu den Möglichkeiten der Darstellung von Messergebnissen wurden folgende Darstellungsformate in die Untersuchung einbezogen:

  1. ein (Erklär-)Video
  2. eine numerische Infografik (Balkendiagramm) mit ergänzendem Text
  3. eine Erklärgrafik mit Bild- und Textelementen

Frage B: Welche Vergleiche zu anderen relevanten Werten sollten gezogen werden?

Um den Bürger*innen eine Einordnung des Messwerts zu ermöglichen, muss dieser ins Verhältnis zu anderen Größen gesetzt werden. Hierzu bieten sich prinzipiell drei Möglichkeiten an:

  1. Verhältnis des Messwerts zum Grenzwert
  2. Verhältnis des (hochgerechneten) Werts bei maximaler Anlagenauslastung zum Grenzwert und zum Messwert
  3. Verhältnis des Messwerts zu typischen Werten von Haushaltsgeräten (hier wurde ein Staubsauger als konkretes Vergleichsobjekt gewählt).

Durchführung und Ergebnisse

Für die Untersuchung wurde zunächst ein Video von einer Vor-Ort-Messung der Magnetfeldstärke aufgenommen. Dieses Video wurde Probanden auf dem Computer gezeigt. Im Anschluss daran wurden den Proband*innen Informationen in verschiedenen Darstellungsformaten gezeigt.

Ergebnisse zu Frage A (Darstellungsformate):

Die Bewertungen der Proband*innen hinsichtlich Informationsklarheit, Nützlichkeit der Informationen, Glaubwürdigkeit und Komplexität der Informationen unterschieden sich nicht signifikant voneinander. Das heißt, es machte bei diesen Kriterien im Grunde keinen Unterschied, in welchem Darstellungsformat die Probanden die Informationen erhalten hatten. Auf deskriptiv-statistischer Ebene schnitt das Video besser ab als die anderen beiden Darstellungsformate.

Proband*innen, die das Video gesehen hatten, konnten sich an weniger Details erinnern als diejenigen, die eine der Grafiken gesehen hatten. Der Unterschied zur Erklärgrafik war signifikant.

Die Darstellungsformate unterschieden sich in ihrer Wirkung auf die Risikowahrnehmung der Proband*innen: Die Risikowahrnehmung in der Videogruppe und in der Erklärgrafikgruppe nahm ab, während sie in der Gruppe, welche die numerische Infografik erhielt, in etwa gleich blieb. Diese Unterschiede waren statistisch signifikant.

Ergebnisse Frage B (Vergleiche):

Die Proband*innen aller Gruppen bewerteten die drei Vergleiche bezüglich

  • a) ihrer Verständlichkeit,
  • b) ihrer Nützlichkeit,
  • c) wie aufschlussreich sie sie fanden, und
  • d) ihrer Nachvollziehbarkeit.

Über alle Punkte hinweg zeigt sich ein konsistentes Bild:

Erstens wurden alle Vergleiche eher positiv bewertet, eine Einordnung wurde also seitens der Proband*innen begrüßt. Zweitens wurden insbesondere die Einordnung des Messwerts gegenüber dem Grenzwert sowie der Einbezug des Werts bei maximaler Anlagenauslastung positiv beurteilt. Der Vergleich mit einem Haushaltsgerät wurde auf den Dimensionen a) bis d) durchweg schlechter bewertet, die Unterschiede waren größtenteils signifikant.

Die Kommunikation des Messwertes führte - unabhängig von der Frage nach der Darstellungsform oder der Frage nach einer geeigneten Vergleichsgröße - insgesamt zu einer signifikanten Verringerung der Risikowahrnehmung der Proband*innen. Insgesamt ist festzustellen, dass das Vorhaben mit einer recht großen Stichprobe von 274 Proboand*innen erste Befunde dazu lieferte, wie die Kommunikation von Vor-Ort-Messungen sinnvoll gestaltet werden kann. Die Ergebnisse sind vor dem Hintergrund zu interpretieren, dass die Proband*innen keine tatsächlichen Anwohner von Hochspannungsleitungen waren. Sie sollten sich lediglich vorstellen, sie wohnten in der Nähe einer solchen Leitung und dass ihnen in dieser Situation die Messungen kommuniziert werden. Diese Limitation wird im Folgevorhaben 8.3.b aufgegriffen und adressiert.

Der Abschlussbericht des Vorhabens steht in DORIS, dem Online-Repositorium des BfS zur Verfügung.

8.3.b Untersuchung zur Wirkung von Vor-Ort-Expositionsmessungen auf die Risikowahrnehmung sowie die Glaubwürdigkeit von und das Vertrauen in Landesbehörden und Netzbetreiber

Das in dem Forschungsvorhaben "Überprüfung von Darstellungsformaten für Messergebnisse und Messunsicherheiten hoch- und niederfrequenter Felder und deren Bedeutung für die Risikokommunikation" erarbeitete Ergebnis wird anhand von Messungen vor Ort überprüft. Zudem soll mit den Auftragnehmern des Forschungsvorhabens "Erfassung der Magnetfeldexposition der allgemeinen Bevölkerung" (Projekt 7.2 des Forschungsprogramms) Kontakt aufgenommen werden, um einige Messungen begleiten zu können. Es werden verschiedene Akteure sozialwissenschaftlich bei ihren Vor-Ort-Messungen begleitet.

Die Anwohner werden hinzugezogen, um nachfolgende Fragen zu beantworten: Welche Erwartungen werden an Messungen vor-Ort gestellt? Wie verständlich sind die Messergebnisse? Wie gut können die Ergebnisse im Vergleich zu anderen Feldquellen eingeordnet werden? Welche Faktoren erhöhen die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen und welche schwächen sie? Werden Vor-Ort-Messungen von verschiedenen Akteuren (Netzbetreiber, Länderbehörden, etc.) unterschiedlich angenommen und als hilfreich empfunden? Anhand dieser Fragen soll die derzeitige Strategie zur Information der Bevölkerung überprüft werden.

Das Forschungsvorhaben ist in Planung.

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