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Zusammenhang von Radon und Hautkrebsrisiko unklar
Bundesamt für Strahlenschutz sieht Schwächen in einer Schweizer Studie
Das radioaktive Edelgas Radon gilt nach dem Rauchen als wichtigste Ursache für Lungenkrebs. Wissenschaftler des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts (Swiss TPH) in Basel haben nun untersucht, ob es darüber hinaus einen Zusammenhang gibt zwischen der Radonexposition in der Wohnung und dem Risiko, an Hautkrebs zu sterben. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Environmental Health Perspectives" veröffentlicht. Nach Ansicht des BfS liefert die Schweizer Studie allerdings keinen eindeutigen Beleg dafür, dass Radon ein relevanter Risikofaktor für Hautkrebs ist - auch wenn Radon möglicherweise eine nicht unerhebliche Strahlenbelastung für die Haut mit sich bringt.
Inhalt und Ergebnisse der Studie
Anlass der Studie ist die hohe Zahl an Fällen von malignem Melanom (schwarzer Hautkrebs): Nach Australien und Neuseeland hat die Schweiz die weltweit dritthöchste Erkrankungsrate. Für die Studie wurden 1.900 Todesfälle durch malignes Melanom in den Jahren 2000 bis 2008 bei Personen über 20 Jahren aus der gesamten Schweiz ausgewertet. Die Forscher errechneten die Radonbelastung, der diese Personen in ihrer Wohnung ausgesetzt waren, anhand eines Modells, das auf rund 45.000 Messungen des Schweizer Bundesamts für Gesundheit basiert. Ebenfalls rechnerisch bestimmt wurde die UV-Belastung, der die Personen an ihrem Wohnort ausgesetzt waren.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das Risiko, an malignem Melanom zu sterben, mit der Höhe der ermittelten Radonbelastung ansteigt. Mit zunehmendem Alter nimmt der Anstieg des Risikos ab. So erhöht sich laut der Studie das Risiko, an schwarzem Hautkrebs zu sterben, bei den 30-Jährigen je Zunahme der Radonbelastung um 100 Becquerel pro Kubikmeter um 41 Prozent; bei den 60-Jährigen steigt das Risiko um 16 Prozent. Zusätzlich wird in der Studie das Risiko untersucht, an anderen Formen von Hautkrebs (z.B. Basalzellkarzinom, Plattenepithelkarzinom) zu sterben. Für diese fand sich kein signifikanter Zusammenhang mit der Radonbelastung.
Bewertung der Studie
Ob die in der Studie beobachtete Risikoerhöhung für das maligne Melanom ursächlich auf die langjährige Radonbelastung zurückgeht, ist unklar. Wichtige Faktoren, die das Risiko, an schwarzem Hautkrebs zu versterben, beeinflussen, sind in der Studie nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt worden.
So wurde der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs – die UV-Strahlung – zwar mit untersucht, aber nicht in angemessener Form. Für das Melanomrisiko spielen insbesondere die plötzliche Belastung von ungebräunter Haut durch UV-Strahlung, etwa durch Urlaubsreisen in Regionen mit hohem UV-Index, die Anzahl der Muttermale und die Anzahl der Sonnenbrände eine zentrale Rolle.
In verschiedenen Studien wurde zudem festgestellt, dass es wichtig ist, den Sozialstatus bei der Untersuchung des Hautkrebsrisikos eingehend zu berücksichtigen, um Verzerrungen zu vermeiden. Des Weiteren hängt die Sterblichkeit davon ab, wie früh der Hautkrebs entdeckt wird. Sollte einer dieser Faktoren mit der ermittelten Radonbelastung zusammenhängen, könnte sich ein Scheinzusammenhang ergeben.
Die Studie weist ferner Schwächen bei der Bestimmung der Radonbelastung auf: Die Radonkonzentrationen in den Wohnungen wurden nicht gemessen, sondern rechnerisch abgeschätzt – und dies nur für die Wohnung, an der die Person bei Studienbeginn wohnte.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Studie keinen eindeutigen Beleg dafür liefert, dass Radon in Wohngebäuden das Hautkrebsrisiko erhöht. In Kohortenstudien wie der deutschen Uranbergarbeiterstudie wurde dagegen bisher keine höhere Sterblichkeit durch Hautkrebs beobachtet als in der Allgemeinbevölkerung - und das, obwohl die Radonbelastungen bei untertage Beschäftigten im Uranbergbau generell deutlich höher sind als in der Allgemeinbevölkerung. Dies schließt nicht aus, dass Radon einen Risikofaktor für Hautkrebs darstellen könnte. Die Ergebnisse der Bergarbeiterstudien sprachen allerdings eindeutig dafür, dass das Risiko durch Radon an Lungenkrebs zu erkranken deutlich höher ist als das mögliche Hautkrebsrisiko.
Unabhängig von den Ergebnissen der Schweizer Studie steht fest, dass erhöhte Radonkonzentrationen in Räumen, die häufig und über viele Stunden am Tag genutzt werden, ein nicht zu vernachlässigendes Gesundheitsproblem darstellen. Bei der Planung und beim Neubau sowie der baulichen Sanierung von Häusern sollten daher Schutzmaßnahmen beachtet werden.
Stand: 03.08.2017