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Radioaktive Belastung von Pilzen und Wildbret

  • Bestimmte Pilz- und Wildarten sind in einigen Gegenden Deutschlands durch die Reaktorkatastrophe von Tschornobyl (russ.: Tschernobyl) noch immer stark mit Cäsium-137 belastet.
  • Die Kontamination von Pilzen ist sowohl vom Cäsium-137-Gehalt in der Umgebung des Pilzgeflechts (Myzel) als auch vom speziellen Anreicherungsvermögen der jeweiligen Pilzart abhängig.
  • Wildbret ist je nach Region und Tierart sehr unterschiedlich belastet.
  • Wer seine persönliche Strahlendosis verringern möchte, sollte in den höher belasteten Gebieten Deutschlands auf den übermäßigen Genuss selbst erlegten Wildes und selbst gesammelter Pilze verzichten.

Karte von Deutschland mit der Bodenkontamination mit Cäsium-137 im Jahr 1986 Bodenkontamination mit Cäsium 137 in Deutschland im Jahr 1986Bodenkontamination mit Cäsium-137 im Jahr 1986 (Becquerel pro Quadratmeter)

Bestimmte Pilz- und Wildarten sind in einigen Gegenden Deutschlands durch die Reaktorkatastrophe von Tschornobyl (russ.: Tschernobyl) noch immer stark mit Cäsium-137 belastet. Der Süden Deutschlands – vor allem Südbayern und der Bayerische Wald, aber auch Teile Oberschwabens – ist vom Tschornobyl-Fallout 1986 besonders betroffen.

In den letzten Jahren wurden Werte von bis zu mehreren Tausend Becquerel pro Kilogramm bei Wild und bei bestimmten Speisepilzen gemessen.

In Deutschland ist es nicht erlaubt, Lebensmittel mit mehr als 600 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm in den Handel zu bringen. Für den Eigenverzehr gilt diese Beschränkung jedoch nicht. Pilzsammler und Jäger sollten sich daher über ihre zusätzliche Strahlendosis durch den Verzehr von Wildpilzen und Wildbret informieren.

Cäsium-137 in der Nahrung

Die Aufnahme von 80.000 Becquerel Cäsium-137 mit der Nahrung entspricht einer Strahlendosis von etwa 1 Millisievert bei Erwachsenen.

Der Verzehr von 200 Gramm Pilzen mit 2.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm hat eine Strahlendosis von 0,005 Millisievert zur Folge. Dies ist deutlich weniger als die Strahlendosis bei einem Flug von Frankfurt nach Gran Canaria. Erwachsene, die jedoch jede Woche eine solche Pilzmahlzeit verzehren, erfahren im Jahr eine zusätzliche Strahlendosis wie bei rund zwanzig Flügen von Frankfurt nach Gran Canaria. In Zahlen ausgedrückt sind das 0,27 Millisievert.

Wenn Wildbret oder wild wachsende Speisepilze in üblichen Mengen verzehrt werden, ist die zusätzliche Strahlendosis vergleichsweise gering.

Wer seine persönliche Strahlendosis verringern möchte, sollte in den höher belasteten Gebieten Deutschlands auf den übermäßigen Genuss selbst erlegten Wildes und selbst gesammelter Pilze verzichten.

Zu den höher belasteten Regionen (siehe Karte zur Bodenkontamination mit Cäsium-137) zählen vor allem

  • der Bayerische Wald und die angrenzenden Gebiete,
  • das Donaumoos südwestlich von Ingolstadt sowie
  • die Alpen und der Alpenrand in der Umgebung von Mittenwald und im Berchtesgadener Land.

Wild wachsende Speisepilze

Wild wachsende Speisepilze sind artspezifisch und standortspezifisch stark unterschiedlich belastet.

Maronenröhrling (Speisepilz) MaronenröhrlingMaronenröhrlinge

An den vom BfS untersuchten Probenahmeorten erreichten

  • Semmelstoppelpilze,
  • Rotbraune Semmelstoppelpilze,
  • verschiedene Schnecklingsarten (Elfenbeinschnecklinge, Lärchen-Schnecklinge und Trockene Schnecklinge),
  • Gelbstielige Trompetenpfifferlinge,
  • Gemeine Rotfußröhrlinge,
  • Maronenröhrlinge,
  • Mohrenkopfmilchlinge,
  • Ockertäublinge,
  • Rotbraune Scheidenstreiflinge,
  • Seidige Ritterlinge,
  • Violette Lacktrichterlinge und
  • Ziegenlippen

in den letzten drei Jahren (2020 bis 2022) Aktivitätsgehalte von mehr als 1.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm.

Die Kontamination von Pilzen ist sowohl vom Cäsium-137-Gehalt in der Umgebung des Pilzgeflechts (Myzel) als auch vom speziellen Anreicherungsvermögen der jeweiligen Pilzart abhängig. Die Belastung einer Pilzart schwankt innerhalb eines Standorts wesentlich stärker als die Änderungen von Jahr zu Jahr. Weiterführende Informationen liefert der BfS-Bericht "Radioaktive Kontamination von Speisepilzen: Aktuelle Messwerte".

Wildbret

Wildschwein auf Nahrungssuche Wildschwein

Wildbret ist je nach Region und Tierart sehr unterschiedlich belastet. In den stärker belasteten Gebieten werden bei Wildschweinen noch heute vereinzelt Werte gemessen, die den Grenzwert für die Vermarktung von 600 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm um mehr als das Zehnfache überschreiten. Die in einem Forschungsvorhaben zur aktuellen Kontaminationssituation bei Wildschweinen in Deutschland im Zeitraum 2017 bis 2020 ermittelten Spitzenwerte lagen im Bayerischen Wald bei rund 17.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm. Die im Rahmen des bundesweiten Messprogramms IMIS erhobenen Daten erreichten in den letzten drei Jahren (2020 bis 2023) Maximalwerte

Meist wurden deutlich niedrigere Werte ermittelt.

Die starken Unterschiede zwischen den Wildfleischsorten beruhen im Wesentlichen auf dem Ernährungsverhalten der jeweiligen Tierarten. Da die von Wildschweinen gefressenen, unterirdisch wachsenden Hirschtrüffel außergewöhnlich hoch belastet sind (die Werte liegen hier um mehr als das Zehnfache über den Werten von Speisepilzen), ist Wildschweinfleisch deutlich höher kontaminiert als das Fleisch anderer Wildtierarten.

Belastung wird mittelfristig zurückgehen

Dass die Nahrungsmittel des Waldes wesentlich höher belastet sein können als landwirtschaftliche Erzeugnisse, liegt an der unterschiedlichen Beschaffenheit von Waldböden und landwirtschaftlich genutzten Böden. Während Cäsium-137 in den oberen organischen Schichten des Waldbodens leicht verfügbar ist, wird es in Ackerböden stark an die vorhandenen Tonminerale gebunden, so dass es die Pflanzen kaum über ihre Wurzeln aufnehmen können.

Radiocäsium wandert nur langsam in tiefere Schichten des Waldbodens. Aufgrund der Tiefenverlagerung und des radioaktiven Zerfalls werden die Aktivitätswerte in Pilzen und Wildbret in den nächsten Jahren allmählich zurückgehen. Eine genaue Prognose ist nur möglich, wenn neben der lokalen Bodenkontamination die ökologischen Bedingungen des jeweiligen Standortes bekannt sind.

Stand: 22.08.2023

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