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Hinterlassenschaften

Über Jahrhunderte sind im Bergbau und in der Industrie Rückstände mit erhöhter natürlicher Radioaktivität entstanden, die meist auf Halden oder in Rückstandsbecken deponiert wurden. Gesichtspunkte des Strahlenschutzes wurden dabei nicht berücksichtigt. In Abhängigkeit von den jeweiligen Standort- und Nutzungsbedingungen können erhöhte innere und/oder äußere Strahlenexpositionen für einzelne Personen der Bevölkerung nachträgliche Strahlenschutzmaßnahmen erfordern. Typisch für solche Rückstandsablagerungen ist, dass der Verursacher nicht mehr existiert oder haftbar zu machen ist. Seit 2017 wurde im Strahlenschutzgesetz eine Regelung getroffen, auf deren Grundlage der Eigentümer einer radiologischen Hinterlassenschaft zur Sanierung oder anderen Maßnahmen verpflichtet werden kann, die zu einer Reduzierung der Strahlenexposition führen. Im Folgenden wird ein Überblick über die Dimension dieser Hinterlassenschaften in Deutschland gegeben.

Industrielle Hinterlassenschaften mit erhöhter natürlicher Radioaktivität

Bei der intensiven industriellen Entwicklung, die etwa seit Mitte des 19. Jahrhunderts in vielen Teilen Deutschlands geschah, wurde auch eine Reihe von Rohstoffen verwendet, die erhöhte Urangehalte oder Thoriumgehalte aufwiesen (zum Beispiel Bauxit, Phosphorit). Es entstand eine Vielzahl von Rückständen, die zum damaligen Zeitpunkt nicht weiter verwendet wurden.

Ergebnisse der Radon-Freiluftmessungen in Bergbaugebieten

Sowohl deutschlandweit als auch in den Bergbaugebieten der neuen Bundesländer werden normalerweise Jahreswerte der natürlichen Radon-Konzentration im Freien von circa 5 bis 30 Becquerel pro Kubikmeter, in Ausnahmefällen auch bis circa 50 Becquerel pro Kubikmeter gemessen. In den vom intensiven Alt- und Uranbergbau gekennzeichneten Regionen Sachsens, Sachsen-Anhalts und Thüringens können zwar in unmittelbarer Nähe bergbaulicher Anlagen (Abwetterschächte, Halden) deutlich über den Untergrund erhöhte Radon-Konzentrationen auftreten (der höchste gemessene Wert betrug 1.700 Becquerel pro Kubikmeter am Fuß einer Halde), eine großräumige, bergbaubedingte Beeinflussung besteht aber nicht.

Bergbauliche Hinterlassenschaften aus dem Uranerzbergbau

Da die abgebauten Erze häufig eine hohe Uranmineralisation aufwiesen, liegen in den Rückständen des Bergbaus (Berge oder Haldenmaterial) und besonders in den Aufbereitungsrückständen (zum Beispiel Tailings, Schlacken) so hohe Gehalte an Radionukliden der Uran-Radium-Zerfallsreihe vor, dass diese Hinterlassenschaften aus der Sicht des Strahlenschutzes beachtet werden müssen.

Aktuelle Folgen des ehemaligen Uranerzbergbaus in Deutschland

Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde in Sachsen und Thüringen mit dem Abbau und der Aufbereitung von Erzen zur Urangewinnung begonnen. Nach 1960 konzentrierte die "Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft Wismut" (SDAG Wismut) die Urangewinnung in einigen Großbetrieben. Die Uranproduktion wurde 1990 aus Gründen des Strahlen- und Umweltschutzes, aber auch aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Für die Vorbereitung und Durchführung der Stilllegung und Sanierung derjenigen Hinterlassenschaften, die nach 1962 von der SDAG Wismut genutzt wurden, wurde die Wismut GmbH gegründet, deren alleinige Gesellschafterin die Bundesregierung ist.

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