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Röntgendiagnostik: Häufigkeit und Strahlenexposition für die deutsche Bevölkerung

  • Es wird regelmäßig abgeschätzt, wie viele Röntgenuntersuchungen durchgeführt werden und wie hoch die daraus resultierende Strahlenexposition für die deutsche Bevölkerung ist.
  • Diese Daten werden für jedes Kalenderjahr erhoben und mindestens alle zwei Jahre ausgewertet und bewertet.
  • Für das Jahr 2018 wurde für Deutschland eine Gesamtzahl von etwa 130 Millionen Röntgenanwendungen abgeschätzt, gut 40 Prozent davon allein im zahnmedizinischen Bereich.

Jede Röntgenuntersuchung ist mit einem gewissen – wenn auch geringen – Strahlenrisiko verbunden. Daher wird regelmäßig abgeschätzt, wie viele Untersuchungen durchgeführt werden und wie hoch die daraus resultierende Strahlenexposition für die deutsche Bevölkerung ist. Diese Daten werden für jedes Kalenderjahr erhoben, ausgewertet und bewertet, um auch zeitliche Trends erkennen zu können. Die Auswertungen erfolgen mindestens alle zwei Jahre.

Wie wird die Häufigkeit von Röntgenuntersuchungen abgeschätzt?

Ärztliche Leistungen werden über spezielle Gebührenziffern abgerechnet, die die ärztlichen Maßnahmen und damit auch die hier interessierenden radiologischen Maßnahmen beschreiben. Da ca. 98 % der deutschen Bevölkerung gesetzlich oder privat krankenversichert sind, kann die Häufigkeit röntgendiagnostischer Untersuchungen gut mithilfe dieser Gebührenziffern abgeschätzt werden. Diese werden dem BfS für den ambulanten Bereich regelmäßig von der kassenärztlichen beziehungsweise kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung sowie dem Verband der privaten Krankenversicherung zur Verfügung gestellt.

Für den stationären Bereich stehen dem BfS ab dem Jahr 2007 zu zahlreichen Röntgenuntersuchungen verlässliche Daten des Statistischen Bundesamtes zur Verfügung. Darüber hinaus gehen hier die Ergebnisse eines Ressortforschungsvorhabens ein.

Wie wird die Strahlenexposition durch Röntgendiagnostik abgeschätzt?

Für die Abschätzung der kollektiven effektiven Dosis (Kollektivdosis) werden für die verschiedenen Untersuchungsarten jeweils die Produkte von Untersuchungshäufigkeit und einem repräsentativen Schätzwert für die mittlere effektive Dosis dieser Untersuchungsart ermittelt und über alle Untersuchungsarten aufsummiert.

Mithilfe jährlicher Bevölkerungszahlen wird die mittlere effektive Dosis pro Einwohner und Jahr berechnet.

Häufigkeit von Röntgenuntersuchungen in Deutschland Häufigkeit Röntgenuntersuchungen, CT und MRTAbbildung 1: Häufigkeit von Röntgenuntersuchungen in Deutschland

Ergebnisse der aktuellen Auswertung

Häufigkeit

Für das Jahr 2018 wurde für Deutschland eine Gesamtzahl von etwa 130 Millionen Röntgenanwendungen abgeschätzt (ohne zahnmedizinischen Bereich knapp 80 Mio.). Die Häufigkeit von Röntgenuntersuchungen in Deutschland lag zwischen 2007 und 2018 im Mittel bei ca. 1,6 pro Einwohner und Jahr (siehe Abbildung 1). Etwa 80% aller Röntgenmaßnahmen werden im ambulanten Bereich durchgeführt und hiervon ca. 90% bei Kassenpatienten.

Zahnmedizinische Röntgenuntersuchungen

Etwa 40 % aller Röntgenuntersuchungen im Jahr 2018 wurden in der Zahnmedizin (inklusive Kieferorthopädie) durchgeführt (siehe Abbildung 2). Zahnmedizinische Untersuchungen werden fast ausschließlich im ambulanten Bereich durchgeführt. Für gesetzlich Versicherte stieg hier die Häufigkeit zwischen 2007 und 2018 leicht an, insbesondere wegen einer stärkeren Zunahme von kieferorthopädischen Untersuchungen, die inzwischen etwa 20 % aller zahnmedizinischen Röntgenuntersuchungen ausmachen.

Sonstige konventionelle Röntgenaufnahmen

Tortendiagramme zeigen die Häufigkeit der Untersuchungsarten und den Anteil an der kollektiven effektiven Dosis Prozentualer Anteil UntersuchungsartenAbbildung 2: Prozentualer Anteil der verschiedenen Untersuchungsarten an der Gesamthäufigkeit (links) und an der kollektiven effektiven Dosis (rechts) für das Jahr 2018

Neben den zahnmedizinischen Untersuchungen entfiel der größte Teil aller Röntgenuntersuchungen auf das Skelett (das heißt Schädel, Schultergürtel, Wirbelsäule, Beckengürtel, Extremitäten) und auf den Brustkorb (Thorax) (siehe Abbildung 2). Die Anzahl der meisten konventionellen Röntgenuntersuchungen, z.B. von Schädel, Thorax und Wirbelsäule, hat im betrachteten Zeitraum abgenommen.

Die Häufigkeit von Mammographien nahm infolge der Einführung des Deutschen Mammographie-Screening-Programms zwischen 2007 und 2009 um 35 % zu und ist – nach anschließender geringfügiger Abnahme – ab 2011 weitgehend konstant.

Computertomographie (CT)

Die Häufigkeit von CT-Untersuchungen hat zwischen 2007 und 2018 stark zugenommen (siehe Abbildung 1). Im ambulanten kassenärztlichen Bereich lag der Anstieg bei 25% und im stationären Bereich sogar bei über 80%. Während die überwiegende Mehrheit aller konventionellen Röntgenaufnahmen ambulant durchgeführt werden, finden etwa die Hälfte der CT-Untersuchungen im stationären Bereich statt. Eine erhebliche Zunahme der Untersuchungshäufigkeit ist übrigens auch bei der Magnetresonanztomographie (MRT), also einem Schnittbildverfahren, das keine ionisierende Strahlung verwendet, zu verzeichnen. Inzwischen ist die Anzahl von CT- und MRT-Untersuchungen nahezu gleich.

Dosis

Dosis über die Jahre 2007 bis 2018 Jährliche mittlere effektive DosisAbbildung 3: Mittlere effektive Dosis (in mSv) pro Einwohner und Jahr durch Röntgenuntersuchungen in Deutschland

Die mittlere effektive Dosis infolge von Röntgenanwendungen in Deutschland pro Einwohner beläuft sich für das Jahr 2018 auf 1,6 Millisievert (mSv) (siehe Abbildung 3). Über den Beobachtungszeitraum steigt die mittlere effektive Dosis pro Einwohner und Jahr an (siehe Abbildung 3). Dieser Anstieg der jährlichen Pro-Kopf-Dosis hat seine Ursache im Wesentlichen in der Zunahme der CT-Untersuchungshäufigkeit (siehe Abbildung 1).

Bei den restlichen Untersuchungsverfahren nimmt die jährliche Pro-Kopf-Dosis über den Zeitraum 2007 bis 2018 dagegen ab (siehe Abbildung 3).

Erwartungsgemäß ist der relative Anteil konventioneller Röntgenuntersuchungen an der kollektiven effektiven Dosis eher gering. CT-Untersuchungen sowie die ebenfalls dosisintensiven Angiographien und interventionellen Maßnahmen der Blutgefäße tragen zwar weniger als 15 % zur Gesamthäufigkeit bei, ihr Anteil an der kollektiven effektiven Dosis betrug im Jahr 2018 jedoch etwa 85 % (siehe Abbildung 2).

Stand: 14.04.2022

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