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Nukleare Unfälle und ihre Folgen

Die Reaktorkatastrophen von Tschornobyl (russ.: Tschernobyl) im April 1986 und Fukushima im März 2011 haben gezeigt, dass es zu katastrophalen Unfällen in Kernkraftwerken kommen kann. Sollte sich ein solcher Unfall in Deutschland oder einem Nachbarland ereignen, ist es von großer Bedeutung, schnell und angemessen zu reagieren, um die Bevölkerung schützen zu können.

Anlässlich der Jahrestage der Reaktorkatastrophen im Frühjahr 2016 sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BfS zu ihren Aufgaben interviewt worden. Sie berichten über ihre Arbeit und zeigen, welche Lehren in Deutschland aus den katastrophalen Unfällen von Tschornobyl und Fukushima für den nuklearen Notfallschutz gezogen worden sind.

Video Was ist radiologischer Notfallschutz?

Nuklearer Notfallschutz bedeutet, dass alle Vorbereitungen getroffen werden, um bei der Freisetzung großer Mengen Radioaktivität in die Umwelt die Dosis für die Menschen zu beschränken und so weit wie möglich zu minimieren. Die katastrophalen Unfälle von Tschernobyl und Fukushima und ihre Folgen haben dazu beigetragen, den Notfallschutz grundlegend weiter zu entwickeln. Im Video aus dem Jahr 2016 informiert Dr. Matthias Zähringer darüber.

Video Wie findet man radioaktive Stoffe in der Luft?

Es gibt verschiedene Verfahren wie man Radioaktivität in der Luft messen kann. Mit Hilfe der Spurenanalyse können auch sehr geringe Konzentrationen an Radioaktivität in der Luft nachgewiesen werden. Im Video aus dem Jahr 2016 erklärt Jacqueline Bieringer, wie man radioaktive Stoffe in der Luft aufspürt.

Video Wozu werden Hubschrauber im Ernstfall eingesetzt?

Die Hubschraubermessungen werden seit 1989 in Zusammenarbeit mit der Bundespolizei durchgeführt. Durch den Einsatz der BfS-Messtechnik kann schnell und präzise ein Überblick gewonnen werden, welche radioaktiven Substanzen sich am Boden abgelagert haben und in welcher Konzentration sie vorliegen. Im Video aus dem Jahr 2016 erklärt Dr. Christopher Strobl, wie Hubschrauber im Ernstfall eingesetzt werden.

Video Wie findet man radioaktive Stoffe im Menschen?

Radioaktive Stoffe kommen in unserer Umwelt überall vor. Durch Einatmen oder über Nahrungsmittel können sie in den menschlichen Körper gelangen. Im Video aus dem Jahr 2016 erklärt Dr. Udo Gerstmann, wie man mit einem Ganzkörperzähler die Radioaktivität im Körper misst und wann er eingesetzt wird.

Video Wie wirkt Strahlung auf den Menschen?

Eine hohe Strahlendosis kann den menschlichen Organismus schädigen oder sogar zu akuten Erkrankungen führen. Auch Jahre bis Jahrzehnte später können sogenannte stochastische Strahleneffekte auftreten, die oftmals Krebserkrankungen zur Folge haben können. Im Video aus dem Jahr 2016 wird erklärt, wie Strahlung auf den Menschen wirkt, und erläutert die gesundheitlichen Folgen der Unfälle von Tschernobyl und Fukushima.

Video Wie wird die Ausbreitung von Radioaktivität berechnet?

Bei einem nuklearen Unfall ist es wichtig, möglichst schnell die Ausbreitung der freiwerdenden Radioaktivität vorherzusagen. Diese Vorhersagen sind die Grundlage für Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung. Im Video aus dem Jahr 2016 erklärt Dr. Florian Gering, welche Daten in die Prognoseberechnungen einfließen und welche Aussagekraft ihnen zukommt.

Video Sind Lebensmittel heute noch von Tschernobyl belastet?

Deutschland wurde von dem Reaktorunfall von Tschernobyl sehr unterschiedlich betroffen, vor allem Gebiete Süddeutschlands sind noch heute belastet. Hier treten erhöhte Werte an Radioaktivität in manchen Pilzen und bei Fleisch von Wildtieren auf. Im Video aus dem Jahr 2016 erklärt Dr. Martin Steiner, inwiefern Lebensmittel heute noch von Tschernobyl belastet sind.

Video Lässt sich eine Strahlenbelastung im Menschen biologisch nachweisen?

Wenn der Verdacht auf eine erhöhte Strahlenbelastung vorliegt, gibt es verschiedene Möglichkeiten, diese zu ermitteln. Eine Möglichkeit bietet die biologische Dosimetrie, mit der sich die Höhe der individuellen Strahlenbelastung abzuschätzen lässt. Im Video aus dem Jahr 2016 erklärt Dr. Ulrike Kulka, wie sich eine Strahlenbelastung im Menschen biologisch nachweisen lässt.

Video Wie wird die Radioaktivität in der Umwelt überwacht?

Mit dem Messnetz zur Überwachung der Ortsdosisleistung (ODL) überwacht das BfS an rund 1.800 Messstellen die natürliche Strahlenbelastung in Deutschland. Im Video aus dem Jahr 2016 erklärt Frank Weiler, wie das Messnetz funktioniert, wie es in einem Notfall automatisch Alarm auslöst und warum bei Regen die Messwerte ansteigen.

Video Wie hilft Deutschland anderen Staaten im radiologischen Notfall?

Bei einem nuklearen Unfall im Ausland können Mitarbeiter des BfS durch unterschiedliche Hilfsangebote den betroffenen Staat unterstützen. Im Video aus dem Jahr 2016 erklärt Dr. Stefan Seifert den Einsatz mobiler Messgeräte, die die Höhe der Strahlung ermitteln, und erläutert, wie mit einem Gammaspektrometer die unterschiedlichen radioaktiven Teilchen erkannt werden können.

Video Wie funktioniert die föderale Zusammenarbeit bei der Überwachung der Umweltradioaktivität?

Als direkte Folge und Lehre aus dem katastrophalen Unfall von Tschernobyl wurde in Deutschland das "Integrierte Mess- und Informationssystem" (kurz: IMIS) entwickelt. Darin werden alle Messdaten offizieller Stellen zur Umweltradioaktivität gesammelt und ausgewertet. Im Video aus dem Jahr 2016 geht Martin Neumann auf die historischen Hintergründe ein und erklärt, warum die heutige Bündelung der Daten für den Notfallschutz wichtig ist.

30 Jahre Tschernobyl – Zeitzeugen erinnern sich

Als 1986 das Kernkraftwerk in Tschornobyl (russ.: Tschernobyl) havarierte, stand die Welt vor einem Rätsel. Zuerst maßen Experten in Schweden erhöhte Radioaktivität – ohne zu wissen, wo diese herkam. Einige Tage später nahmen Wissenschaftler in Deutschland an verschiedenen Messstationen wahr, dass sich irgendwo auf der Welt gerade eine nukleare Katastrophe vollzog. Nach und nach wurde klar, dass es hinter dem "Eisernen Vorhang" einen Unfall in einem Kernreaktor gegeben hatte. Weil die Sowjetunion jedoch erst spät Informationen preisgab, mussten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland in den ersten Tagen ihr eigenes Bild zusammensetzen. 2016 erzählen fünf von ihnen, wie sie die Zeit nach Tschornobyl erlebt haben und wie der Unfall sie persönlich und in ihrem Arbeitsleben geprägt hat.

Die Interviews wurden von Studenten der Deutschen Journalistenschule aufgenommen und zusammengestellt.

Video Zeitzeugeninterview mit Frau Christine Willrodt

Frau Willrodt arbeitete im April 1986 als Referentin im damaligen Institut für Strahlenhygiene des Bundesgesundheitsamtes in Neuherberg bei München hauptsächlich am Schreibtisch. Im Video aus dem Jahr 2016 erzählt sie, wie sie sich nach dem Kernkraftwerksunfall in Tschernobyl sehr schnell in die Messung radioaktiver Stoffe in Lebensmitteln einarbeiten musste, um bei der Bewältigung der großen Mengen an eingelieferten Proben – anfangs vor allem Milch und Milchprodukte – mithelfen zu können.

Video Zeitzeugeninterview mit Herrn Dr. Rolf Dehos

Die Arbeitsgruppe am damaligen Institut für Strahlenhygiene des Bundesgesundheitsamtes, in der Dr. Dehos im April 1986 arbeitete, war eine der ersten in der Bundesrepublik Deutschland, die nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl - mehr oder weniger zufällig - feststellte, dass die radioaktive Wolke in Süddeutschland angekommen war: im Ganzkörperzähler des Instituts konnte der Nulleffekt nicht mehr eingestellt werden, d.h. es wurde bereits ohne eine zu messende Person eine erhöhte Radioaktivität gemessen, die zudem ständig anstieg. Im Video aus dem Jahr 2016 berichtet er davon.

Video Zeitzeugeninterview mit Herrn Dr. Klaus Martignioni

Dr. Martignoni war am damaligen Institut für Strahlenhygiene des Bundesgesundheitsamtes als Biologe für die Bewertung der gesundheitlichen Risiken durch ionisierende Strahlung zuständig. Nach dem Unfall in Tschernobyl erhielt er vom Bundesgesundheitsministerium, dem das Bundesgesundheitsamt nachgeordnet war, den Auftrag, die Bevölkerung über die möglichen gesundheitlichen Risiken durch die nach Deutschland verfrachteten radioaktiven Stoffe aufzuklären, und erzählt von dieser Zeit im Video aus dem Jahr 2016.

Video Zeitzeugeninterview mit Frau Ursula Oestreicher

Frau Oestreicher war zum Zeitpunkt des Unfalls von Tschernobyl seit etwa 9 Monaten im damaligen Institut für Strahlenhygiene des Bundesgesundheitsamtes beschäftigt. Im Video aus dem Jahr 2016 berichtet sie, wie sie und ihre Kolleginnen und Kollegen in den Monaten nach dem Unfall mit Hilfe der Biologischen Dosimetrie vor allem Kinder aus Südbayern auf Chromosomenschäden untersuchten. Da der Unfall weit entfernt passiert war, konnten keine Effekte der Strahlung festgestellt werden. Die damaligen Erfahrungen gaben aber den entscheidenden Anstoß, das Verfahren zu automatisieren und nach schnelleren Methoden für die Biologische Dosimetrie zu suchen.

Video Zeitzeugeninterview mit Herrn Dr. Klaus Gehrcke

Dr. Gehrcke erlebte den Unfall von Tschernobyl auf der östlichen Seite des "Eisernen Vorhangs" am damaligen Staatlichen Amt für Atomsicherheit und Strahlenschutz (SAAS) der DDR. Genauso wie im Westen wurden auch in der DDR zahlreiche Umweltproben gemessen, um das Ausmaß der radioaktiven Kontamination festzustellen. Die Bevölkerung bezog allerdings ihre Informationen hauptsächlich aus dem westlichen Rundfunk und Fernsehen, da von den Medien der DDR über die Folgen des Unfalls in der befreundeten Sowjetunion nur sehr spärlich informiert wurde. Im Video aus dem Jahr 2016 spricht er darüber.

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