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Bundesamt für Strahlenschutz ist Kooperationszentrum der WHO für ionisierende und nicht-ionisierende Strahlung und Gesundheit

In seiner Eigenschaft als Kooperationszentrum (Collaborating Centre; CC) für ionisierende und nicht-ionisierende Strahlung und Gesundheit unterstützt das BfS aktiv die Arbeit der WHO in vier Aufgabenfeldern:

  • Nicht-ionisierende Strahlung
  • Radiologischer Notfallschutz
  • Medizinische Strahlenanwendungen
  • Bestehende Expositionssituationen


Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) bauen ihre Zusammenarbeit zum Schutz vor ionisierender und nicht-ionisierender Strahlung weiter aus. Im Jahr 2022 benannte die Weltgesundheitsorganisation das BfS erneut als anerkanntes internationales Kooperationszentrum (Collaborating Centre, CC) für ionisierende und nicht-ionisierende Strahlung und Gesundheit.

In dieser Funktion unterstützt das BfS aktiv die Arbeit der WHO.

Nicht-ionisierende StrahlungEinklappen / Ausklappen

Das BfS arbeitet auch im Bereich der nicht-ionisierenden Strahlung mit der WHO zusammen. Die nicht-ionisierende Strahlung umfasst elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder und die optische Strahlung (UV-Strahlung, Licht, Infrarot).

Forschung EMF: Mobilfunk und Stromnetzausbau

Im EMF-Projekt bewertet die WHO die gesundheitlichen Wirkungen von elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern (EMF). Daraus entwickelt sie Empfehlungen für die Mitgliedstaaten und die Bevölkerung zum Gesundheitsschutz und zur Vorsorge hinsichtlich elektromagnetischer Felder. Das BfS arbeitet hierbei auf vielfache Weise zu. So berücksichtigte u.a. das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm (DMF) die Forschungsagenda der WHO, Ergebnisse wurden in das EMF-Projekt eingebracht und können so bei der bevorstehenden Risikobewertung berücksichtigt werden. Das entsprechende EHC-Dokument der WHO (EHC: Environmental Health Criteria) zu hochfrequenten Feldern steht noch aus, da die systematischen Reviews zu einzelnen Themenbereichen noch nicht vorliegen.

In ähnlicher Weise wie Mobilfunkthemen werden auch die Ergebnisse des im Jahr 2017 initiierten begleitenden Forschungsprogramms zum Stromnetzausbau in die kontinuierliche Aktualisierung des wissenschaftlichen Kenntnisstandes einfließen.

Mit der Gründung des "Kompetenzzentrums EMF" wurden neben der Forschung auch die vielfältigen Kommunikationsaktivitäten des BfS verstärkt, die ebenfalls Eingang in den Informationsaustausch mit der WHO finden.

Gesundheitliche Wirkungen der UV-Strahlung

Im Rahmen des INTERSUN-Programms bewertet die WHO gesundheitliche Wirkungen der UV-Strahlung und empfiehlt Maßnahmen zum Gesundheitsschutz. Das BfS als WHO-Kooperationszentrum unterstützt die WHO bei der Erarbeitung aktueller Informationen und Publikationen, die im Rahmen des INTERSUN-Programms von der WHO veröffentlicht werden. Informationsmaterialien, die das BfS bezüglich der UV-Strahlung, deren Wirkung und des UV-Schutzes erarbeitet, werden der WHO vorgestellt und bei Bedarf zur Verfügung gestellt. Ferner unterstützt das BfS die WHO bei der Entwicklung und Umsetzung von Präventionsmaßnahmen wie etwa dem UV-Index.

Die zunehmende Anwendung nicht-ionisierender Strahlung in Medizin und Wellness sowie in Alltag und Technik ist ein weiterer Schwerpunkt im Rahmen der bestehenden Kooperation mit der WHO. Auch hierzu unterstützt das BfS die WHO in der oben beschriebenen Weise.

Die zu nicht-ionisierender Strahlung initiierten Forschungsvorhaben und Forschungsergebnisse werden der WHO im Rahmen der jährlich stattfindenden International Advisory Committee (IAC)-Meeting der WHO vorgestellt.

Risikokommunikation

Risikokommunikation ist ein unerlässlicher Bestandteil des Strahlenschutzes und betrifft neben der nicht-ionisierenden auch die ionisierende Strahlung. Das BfS bringt in die Zusammenarbeit mit der WHO seine Kompetenz in Risiko und Wissenschaftskommunikation insbesondere in den Bereichen EMF und Optik, aber auch zur ionisierenden Strahlung zum Beispiel im Themenfeld Radon ein. Im Rahmen der Arbeiten werden die Risikowahrnehmung und das Verhalten in verschiedenen Anwendungsbereichen des Strahlenschutzes ermittelt. Darauf aufbauend werden Möglichkeiten untersucht, die Risiko- und Wissenschaftskommunikation mit der Bevölkerung zu verbessern. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Rolle der digitalen bzw. Social-Media-Kommunikation gelegt. Dies geschieht sowohl anhand der Übertragung vorhandener Erkenntnisse zum Beispiel aus den Bereichen des Gesundheitsverhaltens, der Kognitionspsychologie und der Risikowahrnehmungsforschung auf den Strahlenschutz, als auch durch eigens initiierte Forschung. Diese Erkenntnisse werden mit der WHO geteilt.

Radiologischer NotfallschutzEinklappen / Ausklappen

Als WHO-Kooperationszentrum unterstützt das BfS die WHO im Bereich des Notfallschutzes für nukleare und radiologische Notfälle.

Im Falle eines Notfalls wird das BfS die WHO bei deren Aktivitäten im Zusammenhang mit gesundheitlichen und medizinischen Aspekten sowie der Abschätzung der radiologischen Folgen unterstützen. Das BfS bringt dabei seine Expertise bei der Risikobewertung, dem Risikomanagement, bei der Erstellung eines radiologischen Lagebilds und den sich daraus ergebenden Empfehlungen für Schutzmaßnahmen ein. Außerdem wird das BfS die WHO unterstützen bei der Krisenkommunikation und der psycho-sozialen Bewältigung eines Notfalls.

Ein wesentlicher Baustein des Notfallschutzes ist die Ermittlung der Dosis der betroffenen Bevölkerung. Das BfS verfügt über umfangreiche Erfahrung und spezielle Computerprogramme zur Abschätzung der Strahlenbelastung der Bevölkerung, sowohl für die bereits im Laufe eines Unfallablaufs erhaltene Dosis wie auch für die noch zukünftig zu erwartende Dosis.

Medizinische und gesundheitliche Aspekte des radiologischen Notfallschutzes

Im radiologischen Notfall spielt auch die biologische Dosimetrie eine wichtige Rolle. Das BfS verfügt über ein gut ausgestattetes Labor für die Durchführung der biologischen Dosimetrie und ist eines der Referenzlaboratorien für das 2008 gegründete globale WHO-Biodosimetrie-Netzwerk BioDoseNet. Mithilfe der biologischen Dosimetrie kann anhand von Biomarkern im Blut eine vermutete oder tatsächlich erfolgte, übermäßige Strahlenbelastung nachgewiesen und gegebenenfalls eine Strahlendosis ermittelt werden. Dieses Verfahren ist unter anderem bei unfallartigen Expositionssituationen wichtig. Das BfS bietet in seiner Funktion als Referenzlabor für biologische Dosimetrie in seiner Dienststelle in München / Neuherberg als Serviceleistung die Durchführung der biologischen Dosimetrie bei unklarer Strahlenbelastung an.

Im WHO BioDoseNet arbeiten weltweit Labore für biologische Dosimetrie eng zusammen. Dadurch sind sie auf mögliche große Strahlenunfälle mit einer hohen Anzahl potentiell betroffener Personen optimal vorbereitet und können sich bei der Durchführung der Methode gegenseitig helfen und unterstützen. Mit der gleichen Zielsetzung beteiligt sich das BfS auch auf europäischer Ebene maßgeblich am Netzwerk RENEB e.V (Running the European Network of Biological and Retrospective Physical Dosimetry), wo es derzeit den Vorsitz innehat. Dabei sind viele Labore als Mitglied in RENEB e.V und im WHO BioDoseNet aktiv. Durch diese Vernetzung und Kooperationen wird das WHO BioDoseNet in Europa gestärkt.

Medizinische StrahlenanwendungenEinklappen / Ausklappen

Mit der Global Initiative on Radiation Safety in Health Care Settings will die WHO weltweit zur Verbesserung des Strahlenschutzes in der Medizin beitragen und insbesondere die medizinische Strahlenexposition verringern. Das BfS unterstützt diese Initiative, indem es bei der Entwicklung und Umsetzung entsprechender Strategien mitwirkt.

Dabei soll insbesondere das Prinzip der "Rechtfertigenden Indikation" gestärkt werden, um unnötige Strahlenanwendungen so weit wie möglich zu vermeiden. Unter der "Rechtfertigenden Indikation" versteht man die kritische Nutzen-Risiko-Abwägung in jedem Einzelfall (siehe zum Beispiel Nutzen und Risiko der Röntgendiagnostik) durch den verantwortlichen Radiologen.

Früherkennung

Der Früherkennung von schwerwiegenden Erkrankungen – noch bevor sie Symptome verursachen – kommt im Gesundheitswesen vieler Länder eine zunehmende Bedeutung zu. Hierbei werden häufig auch bildgebende radiologische Verfahren eingesetzt. Da außerhalb zugelassener bevölkerungsbasierter Screening-Programme kein allgemeiner Konsens zur Rechtfertigung von radiologischen Früherkennungsmaßnahmen bei asymptomatischen Personen besteht, startete die WHO unter Mitwirkung des BfS in 2014 ein Projekt zur Entwicklung eines konzeptionellen Rahmens zur Rechtfertigung speziell der Computertomographie als Früherkennungsuntersuchung.

Zur Vermeidung von Fehlern bei der medizinischen Strahlenanwendung trägt das BfS im Rahmen der WHO-Kooperation Analysen und Best-Practice-Beispiele aus dem Melde- und Informationssystem für bedeutsame Vorkommnisse bei Strahlenanwendungen am Menschen bei. Daraus können Erkenntnisse zu Verbesserung der Sicherheitskultur gewonnen werden.

Bestehende ExpositionssituationenEinklappen / Ausklappen

Teilnehmer*innen des bilateralen Treffens in Genf vor einem Weltkarte BfS bei der WHODie Teilnehmer*innen eines bilateralen Treffens zwischen WHO und BfS zum Thema Radon am 13. Februar 2019 in Genf Quelle: WHO

Als bestehende Expositionssituation gelten Strahlenbelastungen des Menschen durch Expositionen, die bereits bestehen, wenn eine Entscheidung über ihre Kontrolle getroffen werden muss. Dazu zählt in vielen Fällen die natürlich vorkommende ionisierende Strahlung. Etwa durch das radioaktive Gas Radon oder durch radioaktive Stoffe im Trinkwasser und in Lebensmitteln.

Auch beim Schutz vor Radon ist das BfS wichtiger Ansprechpartner der WHO. Das natürlich vorkommende radioaktive Edelgas Radon ist nach dem Rauchen der zweitwichtigste Risikofaktor für Lungenkrebs. Im International Radon Project der WHO entwickelte das BfS als Kooperationszentrum deshalb Strategien, wie die Bevölkerung über die vordringlich in Gebäuden auftretende Radonbelastung informiert und davor geschützt werden kann.

Radonbelastung in Gebäuden

Aus dem "International Radon Project" ist unter anderem das WHO-Handbuch zu Radon hervorgegangen, in dem die weltweit vorliegenden Erkenntnisse zum radonbedingten Lungenkrebsrisiko gesichtet und bewertet wurden. Daraus wurden Vorschläge für Referenzwerte zur Radonkonzentration in Häusern abgeleitet. Außerdem werden in dem Handbuch Hinweise zum Schutz vor Radon gegeben sowie Grundzüge einer Risikokommunikation für Radon aufgezeigt.

Die Radonbelastung in Gebäuden kann durch bauliche Maßnahmen minimiert werden. Das BfS tritt daher dafür ein, den Schutz vor Radon in die Liste der Kriterien für nachhaltiges Bauen aufzunehmen. Aus dem EU-Projekt RADPAR (Radon Prevention and Remediation) sind umfangreiche Empfehlungen zu Vorsorgemaßnahmen im Bereich Radon entwickelt worden, die auch von der WHO genutzt werden. In dem aktuell laufenden europäischen Forschungsprojekt MetroRADON setzt sich das BfS für die Qualitätssicherheit von Radonmessungen bei niedrigen Konzentrationen im Bereich der Referenzwerte in Europa ein. Im Rahmen des derzeit laufenden europäischen Forschungsprojekt RadoNORM, dessen administrative Leitung das BfS übernommen hat, werden u.a. Arbeiten zur Qualitätssicherung von Radonmessgeräten für den Privatbereich durchgeführt. Zusätzlich arbeitet das BfS an der Verbesserung und Harmonisierung von Werkzeugen zur Erfassung von Regionen, in denen überdurchschnittlich viel Radon vorkommt.

Stand: 10.05.2023

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